Die heilige Klara von Assisi

Weg, gehen, eilen, den Staub nicht berühren, sind beliebte Motive in Klaras Lebensgeschichte, ihrer Regel, ihrem Testament und den Briefen.

Klara war zeitlebens die große Suchende und Gehende. Trotz ihrer eingeschränkten Freiheit in der Kindheit und im jugendlichen Alter waren ihre Gedanken und ihre Sehnsucht in der Weite und Freiheit beheimatet.

Klara traf auf ihrem Weg Franziskus, und beide suchten für die Verwirklichung ihrer Berufung ihre Orte. Wenn ich das Bild der heiligen Klara in der Mitte des „Tafelbildes“ ansehe, so meine ich, dass Klaras Blick sinnend in die Vergangenheit geht. Doch gleichzeitig nimmt sie die Gegenwart in den Blick und schaut mutig in die Zukunft.

Sie wusste sich auf dem richtigen Weg; denn für sie war das Evangelium zur Richtschnur geworden. „Der Sohn Gottes ist uns Weg geworden“ (vgl. Joh 14,6). Franziskus wies Klara die Lebensspur. Sie ließ sich in voller Bereitschaft ein Leben lang auf diesen Weg ein. Sie ging ihn in immer neuen Situationen treu und beharrlich. Für Klara ist es nicht selbstverständlich, in Treue auf diesem Weg zu bleiben. In ihrem Testament schreibt sie unter anderem: „Wir sollen uns also hüten, wenn wir schon den Weg des Herrn betreten haben, dass wir keineswegs durch unsere Schuld, Nachlässigkeit und Unwissenheit zu irgendeiner Zeit davon abweichen.“ ‚Ein Weg ist nichts Statisches, er muss begangen werden. Auch unser Lebensweg „in den Spuren Christi“ geht durch viele Höhen und Tiefen. Das Gehen schenkt immer neue Erfahrungen, fordert uns zu neuen Entscheidungen heraus.

Auf dem Tafelbild zeigt Klara behutsam auf das Kreuz. Es ist ihr Wanderstab. Es ist ihr Halt. Oder besser gesagt: Es hält sie. Und sie schaut dem Leben, so wie es für sie aufgegeben ist, fest ins Auge. Klara lässt sich nicht irreführen, sie ringt und kämpft um ihre Lebensweise. Mutig verteidigt sie den „neuen Weg“, den ihre Gemeinschaft in San Damiano geht. Das Ziel ist klar. „Groß ist unsere Berufung. Je vollkommener und größer sie aber ist, desto mehr schulden wir ihr das Höchste“ (Testament).

Das Sterben der heiligen Klara ist ein „Heim-Gang“. Sie fordert ihre Seele auf:“Geh hin in Sicherheit; denn du hast ein gutes Weggeleit. Geh, denn der dich erschaffen hat, hat dich geheiligt.“ Noch einmal, zum letzten Mal geht Klara ihren Weg. Wie immer: Sie geht ihn voll Vertrauen; denn der, dem sie in und aus Liebe folgte, wartet auf sie und nimmt sie in Liebe auf.

Ein Leben, das uns heute anspornt, unseren Weg zu gehen durch eine Welt, in der die Menschen sich nach Sicherheit, nach Brot, nach Frieden und nach geglücktem Leben sehnen.

Im Dekalog von Assisi für den Frieden heißt es unter anderem: Wir verpflichten uns das Recht jeder menschlichen Person auf ein würdiges Leben zu verteidigen.

Klara sagte es eindringlich am Ende ihres Lebens: „Der dich geschaffen hat, halt dich geheiligt.“

Ich wünsche allen ein gesegnetes, frohes Fest unserer heiligen Mutter Klara.

 

Schw. M. Bernadette Bargel, osc
Klarissenkloster Kevelaer